Wer über tierischen Familienzuwachs nachdenkt, steht sehr bald vor der Entscheidung, ob es ein Welpe vom Züchter sein soll oder ein Vierbeiner aus dem Tierschutz. Letztere stammen häufig aus dem Ausland, wo die eher rauen Lebens- und Haltungsbedingungen nicht mit jenen hierzulande zu vergleichen sind. Die Diskrepanz aus Herkunftsland und „neuer Welt“ kann Familien und insbesondere deren vierbeinige Schützlinge vor Herausforderungen stellen.
Während Hunde in Deutschland den Status eines vollwertigen Familienmitglieds genießen, wird in den inländischen Schlagzeilen vor allem über Straßenhunde und Tötungsstationen in anderen Teilen Europas berichtet. Dies weckt in vielen Menschen den Wunsch, helfen zu wollen und einen Hund bei sich aufzunehmen. Wir haben Infos von tierschutz-projekte.de bekommen.
Was ist grundsätzlich bei der Adoption von Hunden aus dem Tierschutz zu beachten?
Ein Vierbeiner aus dem Tierschutz kommt keinesfalls als unbeschriebenes Blatt zur neuen Familie. Aufgrund verschiedener gesetzlicher und medizinischer Vorgaben (Gesundheitsstandards, Impfungen) ist ein Hund, der nach Deutschland gebracht wird, in der Regel nie jünger als 15 Wochen. Gerade bei Tieren, die erst nach einigen Jahren in eine Familie integriert werden, kann die Sozialisierung zu einem mitunter sehr anspruchsvollen Unterfangen werden. Leichter ist es, wenn die Menschen bereits mit Hunden aufgewachsen sind und Erfahrungen im Umgang mit den Tieren haben. Hunde-Neulinge sollten hier sorgsam und realistisch abwägen, ob sie sich der Aufgabe gewachsen fühlen. Unbedingt vermieden werden sollte, dass die Tiere aufgrund von Überforderung der Halter erneut im Tierheim landen.
Woran erkenne ich seriöse Tiervermittlungen? Und wie finde ich sie?
Seriösen Tiervermittlungen sind nicht an Profit gelegen, sondern an der tatsächlichen Unterbringung der Tiere in einem liebevollen Zuhause, bei zuverlässigen, verantwortungsbewussten Menschen. Bei Unsicherheiten oder Fragen hinsichtlich der Seriosität im Rahmen von Vermittlungen sind neben bekannten Organisationen auch Tierheime eine sehr gute Anlaufstelle. Häufig arbeiten diese bereits mit Tiervermittlungen im In- und Ausland zusammen, was das Zusammenbringen von Mensch und Tier nicht nur sicherer macht, sondern dieses auch vereinfacht.
Wie identifiziere ich unseriöse Tierhändler?
Der Handel mit Welpen aus dem Ausland boomt. Insbesondere vermeintliche Rassehunde (Lesetipp: Australian Shepherd) werden zu günstigen – für die Händler aber dennoch lohnenswerten – Preisen angeboten, was das Interesse einiger Menschen auf der Suche nach einem Hund weckt. Fehlende Papiere oder widersprüchliche Informationen zum Gesundheitsstatus des Tieres werden beim Blick in die treuen Augen der Vierbeiner billigend in Kauf genommen. Welcher Preis jedoch bei derartigen Geschäften wirklich gezahlt wird, ist leider noch immer nicht allen Menschen bewusst.
Welpen aus dem Kofferraum zu verkaufen ist keine Tiervermittlung, sondern illegaler Welpenhandel – und damit eine Form organisierter Kriminalität. Deshalb ist es immens wichtig, nicht auf solch dubiose Geschäfte einzugehen. Den Hunden ist nicht, wie möglicherweise vermutet werden könnte, geholfen, wenn wir sie zu uns nehmen. Ganz im Gegenteil: die qualvolle Tiervermehrung (und die damit einhergehende anschließende Tötung nicht mehr „benötigter“ Hunde) wird nur weiter befeuert und der Teufelskreis damit am Laufen gehalten. Mutterhündinnen werden dauerbefruchtet und fristen ihr Leben angekettet in Verschlägen, einzig mit der Funktion, Welpen zu produzieren. Sind die Hündinnen zu geschwächt, werden sie entsorgt.
Straßen- versus Findelhunde
Oftmals ist von „den Straßenhunden in Rumänien“ die Rede – jedoch gilt es hierbei zu unterscheiden zwischen wirklichen Straßenhunden, die nicht-domestiziert geboren wurden, und Hunden, die auf der Straße landeten, nachdem sie von ihren Besitzern dort ausgesetzt worden sind. Die Differenzierung ist deshalb wichtig, weil beiden Gruppen unterschiedlich geholfen werden muss.
Für ausgesetzte Hunde sollte die glückliche Vermittlung an Privathaushalte das Ziel sein – in Rumänien beispielsweise ist das (erneute) Aussetzen der Hunde, etwa nach erfolgter Kastration, verboten. Mit Blick auf die Entwicklung der vorherrschenden Gegebenheiten vor Ort – das heißt, die eigentliche Ursache der Problematik – besteht die Lösung jedoch nicht primär darin, einzelne Hunde an Privatpersonen zu vermitteln, da hier zwar den jeweiligen Vierbeinern zu einem besseren Leben verholfen werden kann – der Großteil der Hunde bleibt jedoch zurück. Hier liegt es an den örtlichen Tierheimen und Organisationen (etwa aus Deutschland), sich um eben diese Tiere zu kümmern: Futter, medizinische Versorgung und Kastrationsprogramme sollen nachhaltig für eine kontrollierte Population sorgen. Das Schlüsselwort hierbei lautet: Hilfe zur Selbsthilfe.
Ist die Adoption eines Hundes die einzige Möglichkeit, den Tieren zu helfen? Welche weiteren Formen der Unterstützung gibt es?
Einen Hund aus dem Ausland bei sich aufzunehmen, ist nicht die einzige Option, wie den Tieren geholfen werden kann. Neben den großen Tierschutzorganisationen gibt es auch einige weniger bekannte, sehr aktive Gruppen, die mit ihrem Engagement viel bewirken. Die Finanzierung wird häufig durch klassische Spenden, aber auch durch Verkaufserlöse (Produkte, symbolische Patenschaften) getragen.
Die Hilfe ist also immer unterschiedlich, je nach Möglichkeiten. Während ein Natur- und Tierblog lediglich aufklärt, spendet ein anderer einen Teil oder sogar seine gesamten Werbeeinnahmen. Die Art und Weise, wie helfende Hände und Pfoten zusammenfinden, ist eine individuelle Entscheidung – eine, die uns alle angeht. Wichtig ist daher, sich selbst und andere Menschen zu informieren, zu sensibilisieren und aktiv zu werden.